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Brandbrief der Bürgermeister

Dienstag, 05.03.2019

Entwicklungskonzept für die Infrastruktur des Schienenverkehrs in Brandenburg und Berlin – „i2030“

Die Projektpartner DB AG sowie die Länder Berlin und Brandenburg treiben derzeit aktiv das Infrastrukturprojekt i2030 voran. Von Anfang an wurde von Seiten der Anrainer-Kommunen der Anhalter Bahn kritisiert, dass für diesen Korridor kein Handlungsbedarf erkannt worden ist.

Die Bürgermeister der Städte Ludwigsfelde, Luckenwalde, Jüterbog, Trebbin sowie der Gemeinden Großbeeren und Nuthe-Urstromtal fordern dies nun nachdrücklich ein und erwarten, dass die Anhalter-Bahn als neunter Korridor in die Prüf- und Planungsprozesse des Infrastrukturprojektes I2030 aufgenommen wird.

Der dringende Handlungsbedarf ergibt sich aus Gründen, die Sie im beigefügten Brandbrief, der der Infrastrukturministerin Frau Schneider, der Senatorin Frau Günther und der Geschäftsführerin des VBB Frau Henckel zugegangen ist, nachlesen können.

Sehr geehrte Frau Henckel,

die Projektpartner DB AG sowie die Länder Berlin und Brandenburg treiben derzeit aktiv das Infrastrukturprojekt i2030 voran. Von Anfang an wurde von Seiten der Anrainer-Kommunen der Anhalter Bahn kritisiert, dass für diesen Korridor kein Handlungsbedarf erkannt worden ist. Dies fordern wir als Bürgermeister der Städte Ludwigsfelde, Luckenwalde, Jüterbog, Trebbin sowie der Gemeinden Großbeeren und Nuthe-Urstromtal nachdrücklich ein. Wir erwarten, dass die Anhalter-Bahn als neunter Korridor in die Prüf- und Planungsprozesse des Infrastrukturprojektes I2030 aufgenommen wird. Der dringende Handlungsbedarf ergibt sich aus den folgenden Gründen:

  1. Nach der „Verkehrs- und Engpassanalyse Flughafen und Flughafenumfeldanbindung Schönefeld“ erhöht sich die Reisendenzahl im Regionalverkehr auf der Anhalter Bahn von 12.700/Tag in 2018 auf 14.800/Tag in 2030 und auf dem Berliner Außenring (BAR) von 4.300 auf 6.600/Tag. Dazu steige die Zahl der Fahrzeuge auf der Bundesstraße B 101 von 35.000 auf 55.000. Dieser Verkehrszunahme ist frühzeitig durch Verlagerung auf die Bahn entgegenzusteuern.
  2. Alarmierend sind auch die Zahlen zur Auslastung der Züge. Mit 118 % wird der RE 3 schon gegenwärtig überlastet und selbst nach Inbetriebnahme der Dresdner Bahn wird mit bis zu 106 % auf der Anhalter-Bahn die Auslastungsgrenze überschritten sein.
  3. Eingepreist ist dabei noch nicht das Bevölkerungswachstum in unseren Kommunen, die ihren Entlastungsfunktionen für die Metropole schon jetzt sehr gerecht werden. Die wohnungspolitischen Umsetzungsstrategien und die Integrierte Stadtentwicklungs-konzepte der Kommunen weisen noch einmal deutlich höhere Zahlen auf, was die Situation zusätzlich verschärft. Schon jetzt ist es geboten, zugunsten der Pendler einen ganztägigen verlässlichen 30-Minuten-Takt zu etablieren. Hierbei muss insbesondere auf die höherfrequentierte Anbindung des ländlichen Raumes ein noch stärkeres Augenmerk gerichtet werden.
  4. Der Koalitionsvertrag der großen Koalition in Berlin enthält das Ziel, die Zahl der Bahnkunden bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Dieses Ziel ist auch auf der Anhalter Bahn nur mit zusätzlichen Maßnahmen zu erreichen.
  5. Dabei setzt die Deutsche Bahn insbesondere auf einen Ausbau des Fernverkehrs. Die Hinweise verdichten sich, dass die DB Fernverkehr AG plant, die ICE-Verbindungen nach München und Frankfurt (Main) – über die Anhalter Bahn – zu einem 30-Minuten-Takt zu verdichten. Die Anhalter Bahn, auf der die beiden Linien Berlin-München und Berlin-Frankfurt (Main) verkehren, wird dann konsequenterweise deutlich mehr Fernverkehrs-züge aufzunehmen haben. Für die Entwicklung im erweiterten Metropolenraum wäre es verheerend, wenn dies zulasten des Regionalverkehrs ginge.

Wir halten folgende Maßnahmen für erforderlich:

  • die Schaffung von kürzeren Blockabständen durch betriebliche Ergänzung und Umsetzung der ETCS-Ausrüstungen,
  • die Beseitigung von LA-Stellen zur Gewährleistung der Streckengeschwindigkeit von 200 km/h,
  • Schaffung zusätzlicher Überholmöglichkeiten durch die Herstellung von Seitengleisen an den Haltepunkten, denen diese noch fehlen,
  • Signifikante Entlastung der Anhalter Bahn vom „Umleitungsverkehr der Dresdner Bahn“ durch Herstellung einer Nord-Ost-Kurve am Genshagener Kreuz
  • Schaffung bzw. Verbesserung der Umsteigebeziehungen zwischen den Bahntrassen der Anhalter Bahn und des Berliner Außenrings
  • Verbesserung der Umsteigemöglichkeiten vom Straßenverkehrsnetz zur Bahn, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Anhalter Bahn, Berliner Außenring, BAB 10 und B101.
  • Schaffung und Qualifizierung von Ausweichstellen durch abschnittsweise Umsetzung der Planungen für einen drei- bis viergleisigen Ausbau der Strecke, mit der Gewährleistung einer künftigen S-Bahnverlängerung bis Ludwigsfelde und darüber hinaus.
  • Zusätzlicher Lärmschutz zur Erhöhung der Akzeptanz bei den betroffenen Bürgern und Unternehmen.

Diesem Acht-Punkte-Plan können Sie entnehmen, dass wir bereits konkrete Lösungsvorschläge haben, wie die Anhalter-Bahn ihre ursprüngliche bzw. geplante Leistungsfähigkeit erhalten, den wachsenden verkehrlichen Anforderungen Genüge tun und zu einer realistischen Umsetzung des „SPNV-Bedienkonzeptes 2030“ bis 2022 und des „Vergabenetzes Nord-Süd“ beitragen kann. Die Städte des zweiten Ringes am Zug (Städtekranz Berlin-Brandenburg) werden dann noch stärker als bisher als Nabel der regionalen Entwicklung im Raum zur zukunftsorientierten und nachhaltigen Entwicklung der Hauptstadtregion beitragen.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Igel
Bürgermeister
Stadt Ludwigsfelde

Elisabeth Herzog-von der Heide
Bürgermeisterin
Stadt Luckenwalde

Thomas Berger
Bürgermeister
Stadt Trebbin

Arne Raue
Bürgermeister
Stadt Jüterbog

Tobias Borstel
Bürgermeister
Gemeinde Großbeeren

Stefan Scheddin Bürgermeister Gemeinde Nuthe-Urstromta